Relatives Risiko
Das relative Risiko (abgekürzt RR; englisch Risk Ratio) ist ein Maß der deskriptiven Statistik und definiert als das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis (z.B. eine Krankheit zu bekommen oder verletzt zu werden) in einer exponierten Gruppe auftritt, verglichen mit der Wahrscheinlichkeit, dass dasselbe Ereignis in einer nicht-exponierten Gruppe auftritt. Es ist damit ein Maß für die Stärke der Beziehung zwischen Krankheit und Ursache.
Mathematische Berechnung
Das relative Risiko ist ein Verhältnis von Wahrscheinlichkeiten, dass wie folgt definiert ist:
Relatives Risiko = | Risiko der Exponierten | = | Inzidenzrate der Exponierten |
Risiko der Nicht-Exponierten | Inzidenzrate der Nicht-Exponierten |
Dadurch, dass Zähler und Nenner dieselbe Einheit haben, ist das relative Risiko dimensionslos. Das relative Risiko ist definiert von 0 bis +∞.
Interpretation
Anders als bei anderen statistischen Maßen, existieren keine Interpretationsrichtlinien, wie beispielsweise die von Cohen. Verschiedene Wissenschaftler können daher bei demselben relativen Risiko zu einer anderen Interpretation kommen. Letztlich hängt vieles von der Art der Studie und den untersuchten Parametern ab. Man kann allerdings sicher sein, dass ein relatives Risiko von 1 für gar keinen Effekt spricht. Wenn das Risiko, zu erkranken, durch die Exposition zu dem Risikofaktor steigt, wird das relative Risiko größer als 1 werden. Umgekehrt, wenn eine Exposition zu dem Risikofaktor die Zahl der Erkrankungen senkt, wird das relative Risiko zwischen 0 und 1 liegen. In guten wissenschaftlichen Arbeiten wird immer das Konfidenzintervall des relativen Risikos angegeben. Liegt der Wert 1 im Konfidenzintervall, können wir ebenfalls davon ausgehen, dass eine Exposition zu dem Risikofaktor keinen statistisch signifikanten Einfluss hat.
Beispiel
Strazzullo, D’Elia, Kandala und Cappuccio (2009) haben in ihrer Meta-Analyse einen Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Schlaganfall gefunden (RR = 1.23; 95%-CI = [1.06, 1.43]). Damit erhöht sich laut der Studie das Risiko, einen Schlaganfall bei einer salzreichen Diät zu bekommen um 23%, im Verhältnis zu einer salzarmen Diät. Ob dieser Effekt klein, mittel oder gar groß ist, ist argumentativ bedingt. Wichtig ist auch noch einen Blick auf die Konfidenzintervalle. Hier sehen wir, dass das relative Risiko auch bei 1.06 liegen könnte. Wäre dies der Fall, würden die meisten Wissenschaftler übereinstimmen, dass der Effekt klein ist.
Strazzullo et al. (2009) fanden ebenfalls heraus, dass eine salzreiche Ernährung das Risiko erhöht, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken (RR = 1.14; 95%-CI = [0.99, 1.32]). Da 1 als Nulleffekt in dem Konfidenzintervall ist, können wir davon ausgehen, dass die Autoren nicht zeigen konnten, dass eine salzreiche Ernährung das Risiko erhöht, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken.
Literaturverzeichnis
- Strazzullo, P., D’Elia, L., Kandala, N. B., & Cappuccio, F. P. (2009). Salt intake, stroke, and cardiovascular disease: meta-analysis of prospective studies. Bmj, 339, b4567.
Diesen Eintrag zitieren
@misc{statistikguru, title = {StatistikGuru}, subtitle = {Relatives Risiko}, year = {2016}, month = {may}, url = {https://statistikguru.de/lexikon/relatives-risiko.html}, author = {Hemmerich, Wanja A.}, urldate = {2023-06-09} }