Kaplan-Meier

Kaplan-Meier Überlebenszeitanalyse: Voraussetzung #1: Zensierte Fälle in allen Gruppen gleichverteilt

Wir haben im vorigen Teil bereits die zensierten Fälle nach Gruppe aufgetragen, um zu überprüfen, ob die zensierten Fälle in allen Gruppen gleichverteilt sind. In diesem Teil werden wir das Diagramm zusammen mit weiteren Statistiken aus der Kaplan-Meier Analyse interpretieren.

Das Kaplan-Meier Verfahren hat lediglich eine Voraussetzung, die wir statistisch überprüfen können, nämlich, dass die Anzahl und Struktur der zensierten Fälle in allen Gruppen (etwa) gleich ist (Gail & Benichou, 2000, p. 246; Taktak & Fisher, 2006, p. 35). Wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt ist, ist es möglich, dass die statistischen Verfahren falsche Schlüsse ziehen, weil das Ausscheiden aus der Studie möglicherweise mit der Versuchsbedingung in Verbindung steht. Dies hätte bei unserem Beispiel der Fall sein können, wenn Patienten in der Gruppe der Expositionstherapie eher die Therapie abgebrochen hätten, weil sie die Konfrontation mit den Spinnen als zu unangenehm empfunden hätten. Ist die Verteilung der zensierten Fälle in den Gruppe nicht gleichverteilt, kann es beispielsweise zur Folge haben, dass wir einen fälschlicherweise signifikanten Test bekommen oder aber auch, dass unser Test nicht signifikant ist, auch wenn Gruppenunterschiede tatsächlich existieren (Hosmer et al., 2008, p. 49).

Allerdings kommt erschwerend bei der Interpretation dieses Voraussetzung dazu, dass es recht wenig Literatur gibt, die genaue Vorgaben macht, ab wann diese Voraussetzung verletzt wäre und ab wann nicht. Deswegen existieren keine klaren Faustregeln oder Grenzwerte, die wir hier zurate nehmen können. Dadurch ist es allerdings auch relativ schwierig diese Voraussetzung nicht zu erfüllen, da ohne etablierte Richtlinien der eigene Ermessungsspielraum ausschlaggebend ist.

Sollten die Daten keine zensierten Fälle enthalten, ist diese Voraussetzung automatisch erfüllt und dieser Teil kann übersprungen werden.

Anteil zensierter Fälle

Im ersten Teil werden wir uns den prozentualen Anteil an zensierten Fällen in jeder Gruppe anschauen. Diese Information finden wir in der Ausgabe von SPSS gleich in der ersten Tabelle: Zusammenfassung der Fallverarbeitung.

Zusammenfassung der Fallverarbeitung
Gruppe Gesamtzahl Anzahl von Ereignissen Zensiert
N Prozent
Entspannungstherapie 100 91 9 9,0%
Expositionstherapie 100 89 11 11,0%
Hypnosetherapie 100 92 8 8,0%
Gesamt 300 272 28 9,3%

In unserem Beispieldatensatz ist der Anteil zensierter Fälle jeweils zwischen 8-11%, also recht identisch für jede Gruppe.

Interpretation der Verteilung

Im vorigen Teil haben wir das Diagramm unten erstellt. Es zeigt uns die Verteilung der zensierten Fälle nach Gruppe:

Kaplan-Meier: Streudiagramm

Für unseren Datensatz können wir sagen, dass die Daten etwa eine gleiche Struktur aufweisen. Zwar gibt es an einigen Stellen Häufungen von zensierten Fällen, aber die Fälle zeigen im Großen und Ganzen eine ähnliche Struktur.

Ergebnisse berichten

Wir könnten die Prüfung dieser Voraussetzung so berichten:

Deutsch
Die Häufigkeit und Verteilung zensierter Fälle wurde nach visueller Prüfung des Streudiagramms als gleich zwischen allen Studiengruppen erachtet.
English
The frequency and distribution of censored cases was considered to be equal between all study groups, upon visual inspection of the sacatterplot.

Nachdem wir jetzt alle Voraussetzungen überprüft haben, können wir auf der nächsten Seite mit der Interpretation der eigentlichen Ergebnisse der Kaplan-Meier Überlebenszeitanalyse beginnen.

Literaturverzeichnis

  1. Gail, M. H., & Benichou, J. (2000). Encyclopedia of epidemiologic methods. The Wiley reference series in biostatistics. Wiley.
  2. Hosmer, D. W., Lemeshow, S., & May, S. (2008). Applied survival analysis: Regression modeling of time-to-event data (2nd ed.). Wiley series in probability and statistics. Wiley.
  3. Taktak, A. F. G., & Fisher, A. C. (2006). Outcome prediction in cancer. Elsevier Science.