Moderationsanalyse: Johnson-Neyman-Intervalle und Johnson-Neyman-Diagramme
Das einfachste Verfahren zur Untersuchung der Signifikanz einer Interaktion ist sich einen Wert des Moderators auszusuchen und zu überprüfen, ob an dieser Stelle ein signifikanter Effekt besteht (Rogosa, 1980). Auf ähnliche Art und Weise funktioniert die „Simple Slopes“-Methode (Aiken und West, 1991). Beide Verfahren haben gemein, dass nur einige wenige Werte des Moderators festgesetzt werden und die Signifikanz des Effekts von X an diesen Punkten mit einem Hypothesentest oder durch die Konstruktion eines Konfidenzintervalls untersucht wird. Diese Methoden sind zwar leicht durchführbar, haben aber den Nachteil, dass die für den Moderator gewählten Werte im Wesentlichen willkürlich sind und nur für diese wenigen Punkte Informationen liefern.
Wenn der Moderator M kontinuierlich ist, ist ein umfassenderer Ansatz die Technik von Johnson und Neyman (Johnson und Neyman, 1936). Anstatt auf Signifikanz bei festen Werten von M zu testen, arbeitet die Johnson-Neyman-Technik rückwärts und löst für die Werte von M, bei denen die Wirkung von X auf Y signifikant wird bzw. aufhört, signifikant zu sein. Anhand eines Diagramms der Konfidenzintervalle lässt sich leicht erkennen, für welche Werte des Moderators die Wirkung des Prädiktors auf die Reaktion signifikant ist.
Johnson-Neyman-Diagramme
Johnson-Neyman-Diagramme sind dadurch eine sehr gute Art, den Moderationseffekt zu visualisieren. Wir können genau sehen, in welchem Intervall ein Moderationseffekt auftritt und in welchem nicht.
Unterhalb ist ein Beispiel für ein Johnson-Neyman-Diagramm für unseren Beispieldatensatz, den wir mit dem Rechner auf der folgenden Seite erstellt haben.
Interpretation
Das Johnson-Neyman-Intervall sagt uns genau, ab wann ein signifikanter Effekt nicht signifikant wird, bzw. anders herum, ab wann ein nicht signifikanter Effekt signifikant wird. Dadurch wissen wir genau für welche Werte unseres Moderators ein Effekt besteht und welches Vorzeichen es hat.
Das Diagramm enthält die wichtigsten Informationen zu unserem Moderationseffekt. Besonders interessant ist hier allerdings der Bereich um die dargestellte Linie, die unseren Effekt widerspiegelt (oben anfänglich blau, dann rot, dann wieder blau). Dieser Bereich ist das Johnson-Neyman-Intervall. Seine Breite hängt von dem angegebenen Signifikanzniveau ab, in unserem Fall ein 95%-Konfidenzintervall.
Interessant wird es in dem roten Bereich in der Mitte des Diagramms. Hier können wir sehen, dass die Bänder die horizontale Nulllinie schneiden. Damit schließt das Konfidenzintervall Null mit ein, was bedeutet, dass der Effekt nicht mehr signifikant ist.
In unserem Beispiel ist der Effekt von Alter nicht mehr signifikant für einen Altersbereich von 32,6 bis 47,8 Jahren. In dem Bereich davor (also von 18 bis 32,6 Jahren) sehen wir, dass es einen positiven Effekt gibt, da hier die Linie unseres Effekts im positiven Bereich ist. Danach (also ab 47,8 Jahren) taucht die Linie unseres Effekts in den negativen Bereich ab.
Inhaltlich bedeutet dies, dass im Altersbereich von 18 bis 32,6 Jahren mehr soziale Medien konsumiert werden (positiver Effekt, positives Vorzeichen). Ab 47,8 Jahren dreht sich dieser Effekt allerdings um und mit steigendem Alter nimmt die verbrachte Zeit auf sozialen Medien ab (negativer Effekt, negatives Vorzeichen).
Zur Erstellung von Johnson-Neyman-Diagrammen, wie dem oben, kann unser Rechner verwendet werden.
PROCESS Ausgabe
PROCESS enthält auch Angaben zu den Johnson-Neyman-Intervallen, unter dem Punkt Moderator value(s) defining Johnson-Neyman significance region(s).
Moderator value(s) defining Johnson-Neyman significance region(s): Value % below % above 32,6393 35,0000 65,0000 47,7544 78,0000 22,0000
Hier sehen wir wieder genau die Werte, die signifikante von nicht-signifikanten Effekten trennen und die wir auch schon im Diagramm gesehen hatten. Es kann auch vorkommen, dass keine Johnson-Neyman-Intervalle gefunden wurden. In solchen Fällen würde uns PROCESS das mit der Meldung „There are no statistical significance transition points within the observed range of the moderator found using the Johnson-Neyman method.“ sagen.
Etwas weiter unten sehen wir noch eine weitere Ausgabe, die ebenfalls Teil der Johnson-Neyman Ausgabe ist. Hier sehen wie sich der Effekt für verschiedene Werte unseres Moderators alter verändert. PROCESS fügt hier auch jeweils die Johnson-Neyman-Intervalle ein, die es gefunden hat.
Conditional effect of focal predictor at values of the moderator: alter Effect se(HC3) t p LLCI ULCI 18,0000 ,7344 ,2052 3,5796 ,0005 ,3272 1,1417 20,9000 ,6365 ,1850 3,4413 ,0009 ,2693 1,0036 23,8000 ,5385 ,1659 3,2458 ,0016 ,2092 ,8679 26,7000 ,4406 ,1485 2,9666 ,0038 ,1458 ,7354 29,6000 ,3427 ,1334 2,5688 ,0117 ,0779 ,6075 32,5000 ,2448 ,1214 2,0159 ,0466 ,0038 ,4858 32,6393 ,2401 ,1209 1,9850 ,0500 ,0000 ,4801 35,4000 ,1468 ,1136 1,2931 ,1991 -,0786 ,3722 38,3000 ,0489 ,1107 ,4417 ,6597 -,1708 ,2686 41,2000 -,0490 ,1132 -,4330 ,6660 -,2738 ,1757 44,1000 -,1470 ,1208 -1,2164 ,2268 -,3868 ,0929 47,0000 -,2449 ,1326 -1,8471 ,0678 -,5081 ,0183 47,7544 -,2704 ,1362 -1,9850 ,0500 -,5407 ,0000 49,9000 -,3428 ,1475 -2,3236 ,0223 -,6357 -,0500 52,8000 -,4408 ,1648 -2,6741 ,0088 -,7679 -,1136 55,7000 -,5387 ,1838 -2,9313 ,0042 -,9035 -,1739 58,6000 -,6366 ,2039 -3,1219 ,0024 -1,0414 -,2318 61,5000 -,7345 ,2249 -3,2654 ,0015 -1,1811 -,2880 64,4000 -,8325 ,2466 -3,3753 ,0011 -1,3220 -,3429 67,3000 -,9304 ,2688 -3,4610 ,0008 -1,4640 -,3968 70,2000 -1,0283 ,2914 -3,5291 ,0006 -1,6067 -,4499 73,1000 -1,1263 ,3143 -3,5839 ,0005 -1,7501 -,5025 76,0000 -1,2242 ,3374 -3,6287 ,0005 -1,8939 -,5545
Unsere Abbildung oben ist effektiv die grafische Version dieser Tabelle, wobei wir in der Tabelle noch zusätzlich die p-Werte, t-Werte und Standardfehler ausgegeben bekommen.
Literaturverzeichnis
- Aiken, L. S., and West, S. G. (1991). Multiple Regression: Testing and Interpreting Interactions. Newbury Park, CA: SAGE Publications.
- Carden, S. W., Holtzman, N. S., & Strube, M. J. (2017). CAHOST: An Excel Workbook for Facilitating the Johnson-Neyman Technique for Two-Way Interactions in Multiple Regression. Frontiers in Psychology, 8. doi:10.
3389/ fpsyg. 2017. 01293 - Johnson, P. O., & Neyman, J. (1936). Tests of certain linear hypotheses and their application to some educational problems. Statistical Research Memoirs, 1, 57–39.
- Rogosa, D. (1980). Comparing nonparallel regression lines. Psychological Bulletin. 88, 307–321.